Bildungsreise mit „chilligem“ Aspekt

Ich ahne schon, dass einige sehnsüchtig auf die nächste Nachricht warten. Aber wenn ich ehrlich bin, fällt es mir heute echt schwer, mich an den Laptop zu setzen. Es ist einfach traumhaft hier. Von meinem Balkon auf einem zur Ferienwohnung umgebauten kleinen Schiff fühle ich mich wie ein griechischer Millionär, der es eigentlich nicht mehr nötig hat zu arbeiten… Heute ist der Tag zum Chillen. Es sind 25 Grad im Schatten, die Sonne brennt nicht mehr, sondern streichelt die Glatze, es weht eine leichte Briese und das Meer ist himmelblau. Unsere Kids waren nach dem Frühstück in der Saline. Sie haben sich mit salziger Erde eingerieben und es dann abgewaschen. Es sind herrliche Bilder entstanden. Aber mir ist verboten worden, sie zu veröffentlichen. „Es könnte ja sein, dass später mal ein Chef bei der Bewerbung danach sucht.“ (Da sage mal jemand etwas gegen die heutige Generation!)
Also hatte ich mich daran. Natürlich werden und unsere Junges und Mädchen morgen die perfekte Haut zeigen.
Heute Morgen sind die Nesselquallen, die wahrscheinlich vorgestern Evelyn gestreift haben, an Land gespült worden. Sie haben schon eine tolle Farbe.
Ansonsten haben wir einiges Getier gesehen: Ein kleiner Skorpion hat sich bis auf die Terrasse gewagt und ist dann zum Glück von der Katze gefressen worden. Eine Gottesanbeterin saß gleich neben uns im Gras. Aber keine Angst, es ist nichts passiert.

Ich habe inzwischen mit Frank eingekauft und wir haben den Fischhändler ausgemacht, bei dem wir hoffentlich morgen Calamari, Muscheln, Krebse und Fische bekommen, die wir dann anrichten bzw. probieren wollen. Man muss ja alles mal probiert haben. Da wir den Apostel Paulus zum Thema haben, passt das wunderbar. Er ist es schließlich, der gesagt hat, dass man alles (!) essen kann (Frank und ich würden sagen „sollte“), was gut schmeckt und guttut. Schließlich erinnert man sich an Gerüche und an Geschmack länger als an alles Andere.

Apropos Paulus. Es könnte ja jemand auf den Gedanken kommen, dass wir nur hierher gefahren sind, damit wir uns mal richtig erholen könnten. Chillen gehört auch dazu. Aber gestern hatten wir ein anspruchsvolles Bildungsprogramm. Circa eine Stunde Fahrt von hier entfernt in den Bergen hat man vor wenigen Jahren die Grabstätte von Philippus II ausgegraben, dem Vater von Alexander dem Großen. Man geht in den Hügel hinein und findet dort das Grab, das durchaus mit den bekannten ägyptischen Grabmälern mithalten kann. Man wird in das 4. Jhd. vor Christus entführt und sieht die Grabbeigaben, unglaubliche Goldschmiedearbeiten, originale Rüstungen derer, die mit dem König ins Grab gingen und es von innen verschlossen haben. Da strengstens verboten war Bilder zu machen, habe ich nur ein paar Bilder aus der Hüfte geschossen. (Ich musste dabei husten, um das Klicken des Fotoapparates zu übertönen. Deswegen sind sie nicht so 100%ig klargeworden.)
Das ist schon ganz große Geschichte. Philippus hat Aristoteles an den Hof geholt, der Alexander d. Großen erzogen hat und dann seinem Sohn erklärt, dass er sich ein größere Königreich suchen soll, „denn Mazedonien ist zu klein für dich“.
Alles Andere ist wesentlich spannender als jeder Tatort. Wahrscheinlich ist er auf einer Hochzeit von seinem Leibwächter, zu dem er eine geduldete „Nebenbeziehung“ hatte, umgebracht worden. Die tollste Grabbeigabe in Gold ist für eine seiner Frauen, die sich dann bei seiner Verbrennung in die Flammen gestürzt hat… (wenn ich es richtig verstanden habe).
Man lernt daraus, dass die Leute unrecht haben, die behaupten in der heutigen Zeit gebe es viele Probleme in den Familien.

Danach sind wir in ein Kloster in den Bergen gefahren. Hier soll nun Paulus selbst vorbei gekommen sein. Er konnte die Thessalonicher nicht besuchen, da es dort Leute gab, die ihm nach dem Leben trachteten. Und so hat er Timotheus mit einem Brief dorthin geschickt.

Es war toll. Eigentlich war das Kloster geschlossen, aber ein junger Mönch, der in Bielefeld gelebt hat und Maschinenbauingenieur war, holte uns herein (obwohl wir nach griechischen Verhältnissen nicht vorschriftsmäßig gekleidet waren). Er hat uns dann vieles erklärt. Aber wie es so manchmal ist: Er begann mit einer Fangfrage, was denn 324 gewesen ist und meinte, das müssten wir doch wissen.
Mir fiel dummerweise auch nichts ein. Als er dann Konstantins Edikt zur Religionsfreiheit erwähnte, verstanden wir, was er wissen wollte. (Allerdings war das nicht 324, sondern 11 Jahre früher. Ich habe es ihm dann schonend beigebracht, aber ein Automechaniker muss ja nicht in allen Zahlen perfekt sein…).
Was er dann erzählte war dann schon sehr spannend. Es gab viele Eremiten, die hier ganz zurückgezogen in Höhlen lebten. Unglaublich – aber auch verständlich. Es war der Ausstieg aus einer verrückten und kriegerischen Zeit und ich frage mich, ob ich nicht auch lieber in einer Höhle gelebt hätte, als zum Militär zu gehen (wenn es Krieg gibt).
Ihr seht die Höhle, in der ein Mönch mehrere Jahre asketisch gelebt hat. (Vielleicht hatte er auch nur die Nase voll von den anderen Mitbrüdern?) Es wird nicht sehr bequem gewesen sein, aber der Blick nach draußen war atemberaubend schön.

Ich merke, ich schweife viel zu weit ab. Damit ich Euch nicht noch langweile, folgen jetzt die Bilder. Es geht uns sehr gut, wie Ihr seht.

Viele Grüße
Euer Dietmar

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