Unser zweiter Tag

Die Nacht war gar nicht so schwierig. Wir Pfarrer haben noch den nächsten Tag besprochen und dabei gar nicht gemerkt, dass es ruhig geworden war und alle schliefen. Aus diesem Grund war am Vormittag ein gutes Arbeiten möglich.
Nachdem wir unsere Stimmen warm gesungen hatten, war Gruppenarbeit angesagt zu drei angefangenen Geschichten zum Thema Versöhnung. Die Konfis haben dann in kleinen Gruppen entschieden, wie es weitergehen könnte, ein kurzes Spiel geschrieben und aufgeführt. Es war wirklich sehenswert, zumal wir insgesamt 8 Darbietungen hatten, die ein gutes weiterführendes Gespräch ermöglichten. Da bei den Gruppenarbeiten Zeit war, bin ich schon mal in die russische Kirche gefahren, um herauszubekommen, ob wir Tim mit dem Rollstuhl mitnehmen können. Leider war keine Möglichkeit für ihn, in die Kirche oder das Pfarrhaus zu kommen. Schon zwei Stufen, die etwas höher waren, haben es verhindert. 
Nach dem Mittagessen wollten wir nach Bischofsheim laufen, um zusammen die russisch-orthodoxe Kirche zu besichtigen. Starke Regenschauer und Hagel haben uns dann doch bewogen, einen Bus zu bestellen. Als er kam, schien wieder die Sonne. Also planten wir den Rückweg zu laufen. Da regnete es nun wieder so stark, dass wir nicht verantworten konnten, den Berg hinaufzulaufen. Wir haben unsere Schäfchen wieder mit dem Bus ins Trockene gebracht.
Auf den Bildern sieht man den alten orthodoxen Priester, der uns geführt hat. Er war einmal Lehrer und hat so ziemlich alle Fächer unterrichtet (von Mathe über Deutsch und vor allem Russisch.) (So könnte ich mir Hendrik Schliewenz in 50 Jahren auch vorstellen :-).)  Er hat ja in den 60iger Jahren die alte Disco zur Kirche umgebaut und  erklärt dass es hier nicht nur um Worte. sondern um alle Sinne geht, die angesprochen werden sollen. Der Gesang, bis zu 15 Ministranten in goldenen Gewändern machen auch bei Kindern viel Eindruck.
Zudem hatte der jüngere Priester, der um 6 Uhr jeweils die Messe zelebriert, so stark geräuchert, dass einige unserer Leute unter dem starken Geruch nach  Weihrauch etwas gelitten haben. Sein junger Kollege arbeitet nach der Andacht als Automechaniker, weil die Gemeinde ihn nicht bezahlen kann. Unser alter Priester schwärmte davon, dass er nun für jugendliche  Russen ein wichtige Ansprechpartner sei. Und das obwohl er auf die 80 zugeht. Eine gewisse Altersmilde scheint sich dazu gut zu eignen. Zudem hatten wir es mit einem totalen Putin-Fan zu tun. 
Am Abend haben wir wie in den vergangenen Jahren den Film „Das Leben ist schön“ angesehen. Jetzt scheint es wieder ruhig zu werden – Zeit auch für uns um Schlafen zu gehen.