Der Wechsel von unserer überschaubaren Gruppe, Essen, das man selbst gekocht hat, in ein Leben in einer riesigen Gemeinschaft war nicht einfach. Aber ich habe das Gefühl, heute sind wir alle auch emotional und vom Verstehen hier angekommen.
Ich habe zum Spaß einigen Jungen eine Becher Cidre versprochen, wenn sie sich getraut haben, ein Mädchen aus dem Ausland anzusprechen und von ihr einiges zu erfahren. Heute am Abend musste ich nun einige Becher spendieren, denn sie haben es geschafft 😊. Sie waren glücklich, ein alkoholisches Getränk zu bekommen (mit dem sagenhaften Alkoholgehalt von 0,5%).
Also bedeutet das, auch die letzten haben es geschafft, sich mit neuen Leuten anzufreunden.
Dazu trägt die Bibelbetrachtung nur wenig bei, denn die Meisten, die gestern angereist sind, sind Deutsche. Eine amerikanische Gruppe von Schülern ist mal schnell für vier Tage über den Teich hierher geflogen und sie reisen am Montag (!) schon wieder zurück. Leider wurden sie nicht unter die anderen gemischt, da sie in der eigenen Gruppe bleiben wollten.
Tim sagte mir, er hatte vorher noch nie darüber nachgedacht, wie viele Sprachen es gibt. Das war das Erlebnis des Gottesdienstes, in dem die Lesungen und Lieder in verschiedensten Sprachen (bis hin zu Chinesisch) zu hören sind. Mittlerweile kann man die ersten Lieder (die kurz sind und oft wiederholt werden) schon mitsingen. Bei dreitausend jungen Stimmen ist das schon ein ganz besonderes Erlebnis.
Die Bibelarbeit am Morgen war zunächst etwas trocken. In Kleingruppen, die auch wir geleitet haben, haben wir versucht, das Thema noch einmal aufzunehmen. In manchen Gruppen gab es auch entsprechende Spiele (von denen ich allerdings nicht der größte Fan bin).
Ich bin aber begeistert, wie großartig Jugendliche ihre Ideen und Empfindungen ausdrücken können und wie realistisch sie ihr Leben sehen. Da gibt es noch wenig Ideologie und das ermöglicht wirklich sehr offene Gespräche.
Am Abend waren wir alle im Zelt neben dem „Ojak“, wo man Eis, Pizza, Mr.Crock, Cola und eben auch Cidre extrem preiswert kaufen kann. Im Zelt haben sich die sangesfreudigen Leute getroffen. Hier habe ich einige Leute unserer Gruppe zum ersten Mal wiedergesehen. Aber das habe ich schon gelernt: Wenn sich niemand meldet, muss man sich keine Sorgen machen und sie sind gut beschäftigt. Es wurden Songs, Balladen, neuester Pop gesungen. Allerdings war heute ein extremer Wettbewerb. Die Spanier hatten ihre eigenen Lieder und wollten, dass alle anderen bei ihnen mitsangen. Also wurde gleichzeitig gesungen und getestet, wer die lauteren Stimmen hat. Die Spanier waren kaum zu toppen, trotzdem hatten sie keine Chance gegen die vielen anderen Stimmen. Auch wenn es etwas nervig war, so führte es dazu, dass jeder so kräftig mitsang, wie ich mir das bei anderen Gelegenheiten ansatzweise wünschte. Gestern hat übrigens auch unser Karl mit den Massen „Sweet home Alabama“ gesungen. Ich freue mich schon, wenn er morgen wieder seinen Auftritt hat, vielleicht mit noch ein oder zwei anderen Titeln. Er hat es so geplant.
Heute ist schon recht früh Ruhe eingekehrt, während ich diese paar Sätze schreibe. Ein voller Tag macht müde – Gott sei Dank. Alles O.K.
Bis morgen euer Dietmar
P. S. Ich wollte nicht mit Blitz fotografieren. Deswegen sind einige Bilder bei sehr schlechtem Licht etwas verwaaschen. Die Stimmung zeigen sie aber ganz gut