Bergwelt und Lavendelduft

Unsere Jungs haben heute draußen geschlafen. Die Mädchen zum Teil auch. Wir haben uns an die französischen Gesetze gehalten. Das heißt die Mädchen haben hinter ihrem Zeot geschlafen und die Jungs bei uns. Ehrlich gesagt schlafen Frank und ich schon die ganzen Tage draußen. Wenn es nachts nicht abkühlt, möchte man nicht im Auto oder im Zelt schlafen. Zum Glück sind hier ständig Geräusche von Zügen, Autos und ein paar verrückten Autofahrern, die nebenan das „Driften“ üben, so dass die lauten Schnarcher gar nicht so auffallen. Die Zikaden könnten ja sonst noch in uns eine unliebsame Konkurrenz entdecken, die fast an die selbe Lautstärke wie sie kommt.
Spaß beiseite: Die sonne weckt dann recht schnell alle auf. Wenn sie erst den Schlafsack erwärmt, ist an Schlaf nicht mehr zu denken.

Nach dem Frühstück war unsere Bergtour dran. Zum Glück sind die Berge nicht weit entfernt und in einer Stunde gut erreichbar. Wir sind die Romantische Straße bis nach Sault gefahren. Nach der Straße nach Applecross in Schottland erscheint mir diese Straße die zweitschönste Tour in Europa zu sein. Die Bilder können es ganz gut ausdrücken. Zum Glück sind die Durchfahrten etwas größer aus unser großer Bus. Es waren doch recht viele Radfahrer unterwegs und man merkt, dass die Franzosen trotz Dopings ein großes Faible für das Radfahren haben. Übrigens wird die Tour de France auch dorthin kommen, wenn ich es richtig gelesen habe.

Lavendel macht aus unseren Mädchen offensichtlich Mannequins. Ich weiß nicht, wie viele Bilder mit dem violetten Hintergrund gemacht wurden. Der Geruch war schon draußen sehr stark, ganz zu schweigen von den Läden in und um Sault, in denen Lavendelhonig, -seife, -Eis, Tinkturen, -Kissen und wer weiß was noch angeboten wird. Mich erinnert der Geruch immer an meine Großtante in Frankfurt am Main, die ich bei meiner ersten Westreise besuchen konnte. Diesem Geruch der Seife konnte man nicht entrinnen 😊): Aber der Geruch soll ja den Blutdruck senken und das ist schon mal sehr gut.

Der Berg war dann mit seinen fast 2000m schnell erklommen, zumal es fast windstill war. Bei 19 Grad konnte man es gut aushalten. Ein paar Tornados haben uns begrüßt, als sie knapp am Berg vorbeigedüst sind. Vielleicht kamen sie gerade aus Paris von der Militärparade mit Macron und Merkel und haben noch mal nach uns geschaut.
Das Problem ist für unsere Autos weniger die Fahrt nach oben als vielmehr die Abfahrt. Da die Autos beladen waren, sind wir langsam gefahren und haben den Motor bremsen lassen, um die Bremsen zu schonen. Die Franzosen haben hinter uns Lichtzeichen gegeben und wollten vorbei. (Sie waren selten voll besetzt.) Wir haben sie genervt und das am Nationalfeiertag… Sie werden es überleben.

Am Abend gab es dann unsere französische Käsesauce auf Nudeln. Dass wir die Sauße aus wunderbarem Briekäse gemacht hatten, verwunderte einige, aber sie ist kräftig gegessen worden. Freilich Sättigt sie schon extrem, auch wenn der krasse Geschmack von Roquefort gar nicht drin war.

Im Moment sind alle mit Joni und Anton auf den Berg gestiegen um das Feuerwerk in Avignon zu sehen. Ich vermute, dass es nicht stattgefunden hat, weil es zu trocken ist. Jedenfalls habe ich hier auf dem Zeltplatz noch nichts gehört und gesehen, was auf ein gewaltiges Feuerwerk schließen ließe. Nur auf dem Fernseher im Kiosk wurde die Marseillaise lautstark gesungen. Ich glaube, ich muss mir dann jetzt einiges anhören, wenn sie wiederkommen. Ich hatte sie ja dazu motiviert loszugehen… Vor zwei Jahren war es großartig 😊.

Mutproben

Heute hatten wir das Thema „Mut“. Wir waren in Les Baux, wo Hugenotten eine Burg und ein Dorf erbaut haben, um Schutz zu finden vor den königlichen Truppen und um ihre Überzeugung zu leben. Wieviel wir immer wieder solchen Menschen zu verdanken haben, die nicht kleinbeigegeben haben, sondern zu ihrer Überzeugung standen, erleben wir ja täglich, wenn wir hier in Frankreich leben, als wären wir zu Hause. Wahrscheinlich gäbe es ohne diese Leute heute die Mauer immer noch.
Die Burg bietet einen wunderbaren Blick bis zum Mittelmeer. Sie ist umgeben von unzähligen Olivenhainen und Weinstöcken.

Ich hatte mich besonders auf die Videoinstallation über van Gogh im alten Bergwerk gefreut: Es war aber nicht möglich hineinzukommen. Wir hätten ewig angestanden, da wir als Gruppe nicht angemeldet waren. Das hatten wir vorher auf der Webseite übersehen. Schade.

Der Abend war auch mit zwei (kleinen) Mutproben verbunden. Es gab erst einmal sehr gute  große Muscheln zu Essen. Auch wenn sich nicht alle gleich herangetraut haben, waren die Muscheln (im Wein, Knoblauch/Zwiebelsud) letztlich ein Hit. Ich habe selten so geschwitzt beim Kochen und bei der Frage, ob sie es wirklich essen. Denn 20kg wollen gewaschen und gekocht sein. Es ist mit einiger Zeit verbunden, bis der Topf wieder auf Temperatur kommt, wenn die kalten Muscheln in den Sud kommen. Erstaunlicher Weise haben viele ihre anfängliche Abneigung überwunden und gemerkt, wie gut es schmeckt, wenn man sich auf Neues einlässt. Nicht eine Muschel ist übriggeblieben. Es harmonierte auch gut mit den Serviettenknödeln, die Frank mit einigen Leuten aus den Resten der letzten Tage noch in Butter gebraten hat. Dass alles gegessen wurde freut natürlich die Köche insgemein.
Am Abend haben wir es dann noch mit Austern probiert. Durch die doch sehr ungewöhnliche Konsistenz war für alle eine wirkliche Überwindung nötig. Einige haben die Austern probiert und auch alle aufgegessen. Sie schmecken gut, weil sie extrem frisch sind (anders als bei uns!).
Ich denke, nach dem heutigen Tag dürfen wir noch einige Tage in Frankreich bleiben. Der Eignungstest ist bestanden.

Viele Grüße bis morgen. Hoffentlich geht der Wind nicht so stark wie heute. Auf dem „Windberg“ (Mont Ventoux) könnte es sonst mindestens für unseren großen Bus kritisch werden.
Dann bis Morgen!

Euer Dietmar