Kleinschmalkalden ist ein ganz besonderer, geschichtsträchtiger Ort. Auch wenn er, wie schon sein Name sagt, „klein“ ist, es wohnen ca. 1400 Menschen im Dorf, gibt es hier zwei evangelische Kirchen! Etwa 850 Menschen gehören heute zu unserer Kirchengemeinde.
Kleinschmalkalden ist seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung als „Inn der klein Schmalkalden“ im 15. Jahrhundert ein geteilter Ort. Die Seite östlich des Grenzflusses Schmalkalde gehörte zu Sachsen/Gotha und die Seite westlich der Schmalkalde zu Henneberg/Hessen.
1719 wurde auf hessischem Territorium, anstelle der alten Holzkirche von 1570, eine größere, der Einwohnerzahl der beiden Gemeinden, der hessischen und der gothaischen, angemessene, steinerne Kirche errichtet. Im Innern ist sie in den Farben weiß und grün gehalten, an drei Seiten ist sie von einer zweigeschossigen Empore umgeben. Gegenüber dem Altarraum befindet sich die gut klingende Orgel. Besonders eindrücklich ist der große Altarraum mit dem steinernen Altartisch und der Taufe. Die hessische Kirche erfreut sich eines guten baulichen Zustandes, das Dach wurde erneuert und seit vielen Jahren versorgt die Kleinschmalkalder Feuerwehr den Brunnen an der Ostseite der Kirche.
Bereits beim Bau der hessischen Kirche konnte die „ärmere“ gothaische Gemeinde nicht die erforderliche Unterstützung leisten. Die dadurch noch geförderten Streitigkeiten zwischen den beiden Ortsteilen legten sich erst als der gothaische Herzog auf seinem Herrschaftsgebiet bei dem bereits vorhandenen Gottesacker 1854 einen Kirchenbau erlaubte. Der damalige Schultheiß Andreas Fuchs hat beim Herzog in Gotha um die Erlaubnis gebeten, Spenden für den Kirchenbau zu sammeln. Diese Erlaubnis wurde dem Schultheißen A. Fuchs auch erteilt. Der Schultheiß hat Spenden gesammelt, u.a. beteiligte sich auch der Prinzgemahl Albert von Queen Viktoria mit einer Spende. Die Einwohner leisteten Frondienste, indem sie die Steine aus den umliegenden Plattenbrüchen herbeischafften.* Die so entstandene gothaische Kirche ist kleiner als die hessische, wahrscheinlich aufgrund der Hanglage im engen Tal liegt das Querschiff auf der Westseite des Baues. Im Innern ist sie freundlich und hell. Seit der Renovation 2011/12 erstrahlt sie nun wieder in den ursprünglichen Farben hellblau und rosa. Einmalig im Kirchenkreis Schmalkalden ist die hölzerne Taufe mit dem schweren Deckel aus Eisenkunstguss.
Die beiden Kirchen werden heute von der evangelischen Gemeinde Kleinschmalkalden geführt. Seit 1945 sind die beiden Ortsteile eine Gemeinde, die auch von einem Pfarrer/Pfarrerin und einem Kirchenvorstand geführt wird. Seit 1991 gehören beide Kirchen zur Landeskirche Kurhessen-Waldeck.
*vgl. Kommentar von Gisela Schrumpf 4. Juni 2022
Zur Gothaischen Kirche:
Nicht der gothaische Herzog ließ die Kirche auf der gothaischen Seite von Kleinschmalkalden bauen. Der damalige Schultheiß Andreas Fuchs hat beim Herzog in Gotha um die Erlaubnis gebeten, Spenden für den Kirchenbau zu sammeln. Diese Erlaubnis wurde dem Schultheißen A. Fuchs auch erteilt. Der Schultheiß hat Spenden gesammelt, u.a. beteiligte sich auch der Prinzgemahl Albert von Queen Viktoria mit einer Spende. Die Einwohner leisteten Frondienste, indem sie die Steine aus den umliegenden Plattenbrüchen herbeischafften. Das alles kann man auch in den Heimatblättern (Chronik) nachlesen. Ich selbst bin eine Ururenkelin vom damaligen Schutheißen Andreas Fuchs. Ich würde mich freuen, wenn die Bemerkung zum Bau der Gothaischen Kirche in Kleinschmalkalden entsprechend geändert würde.