Die Pfarrkirche Floh wurde 1712 erbaut. Mit ihrem prächtigen Wolkenhimmel zählt sie zu den schönsten Bauernbarockkirchen der Umgebung und kann in der Zeit zwischen dem 1. Mai und dem 30. September in der Zeit von 10:00-18:00 Uhr besichtigt werden (Am Hügel 3, Floh).

Falls Sie Interesse an einer Führung haben, sprechen Sie gerne unseren Kirchenvorsteher Rainer Erbe an, Grummich 1, Tel: 03683-604922.

Kirche Floh EingangKirche Floh innen orgel Floh

Die Geschichte der Kirche

Über den Bau von Kirchen in Floh ist beim Chronisten Conrad Geisthirt aus Schmalkalden folgendes zu lesen: “Anno 1598 den 10.Sept. die vorige aus purem Holz aufgerichtete Kirche eingeweihet und die erste Predigt von dem damaligen Inspector zu Schmalkalden Caspar Herrnschwager getan. Es kann aber wohl sein, das vor diesem eine Kirche auch schon bestanden hat. Weil die Kirche (v.1598) nach über 100 Jahren recht wandelbar worden, dachte man über den Bau einer Neuen, größeren Kirche nach. Am 17.Mai 1710 wurde dazu der Grundstein, nach einer Andacht in der alten Kirche, gelegt. Im September 1711 war die Neue Kirche aufgerichtet sodaß am 1. Ostertag 1712 die 1. Predigt der alte Pfarr H. Nöding darin hielt. 1713 ist ein fein Orgelwerk von 8 Register und einem Pedal angeschafft worden, und den steinernen Altar hat Pfarr Nöding auf eigene Kosten dahin bauen lassen.” Paul Weber fügt in seiner Beschreibung der Kirche noch hinzu: “malerisch auf einem Hügel gelegen”.

Soweit die Chronisten Geisthirt und Weber. Zum eigentlichen Bau der Kirche gibt es eine Gesamtrechnung in Buchform die von Martin Kleyensteuber, der wohl den Kirchenbau beaufsichtigte, erstellt wurde. Die Kirche kostete insgesamt 3064 Taler, wozu der Landesfürst 200 Taler spendete. Laut dieser Rechnung hatte die Gemeinde Floh durch Holzverkauf aus dem Gemeindewald von 1703 bis 1712, 1900 Taler zur Verfügung. Aus der Braukasse kamen für die Jahre 1710-1712 noch einmal 508 Taler. Erborgt wurden 128 Taler. Spenden und freiwillige Leistungen erbrachten das Restliche. Der ausführende Maurermeister war Hans Scheuber ein gebürtiger Reichenbacher. “Die contract mäßigen Zimmermstr. waren Cyriak und Heinrich Peter, evtl Zwillinge, aus Floh.” Außer den Genannten waren alle Handwerker aus Floh beteiligt und sind in der Gesamtabrechnung  namentlich aufgeführt. Als technische Hilfsmittel werden Kosten für einen „Kranig“ aufgeführt, “dem Trexler von Seligenthal für 4 hölzerne Räder zum Kranig 6Sgr … oder die Wwe. des Claus Ritzmann wegen deren Sohn so das Bein beim Steinfahren entzwei gefahren (Beinbruch) 2 mal 1 Taler.”

Die Pfarrkirche  Floh ist in ihrer Ausstattung und Gestaltung nach reformierter Auffassung gebaut worden. Erst 1743 wurde sie im Inneren farbig ausgemalt. Die Malerwerkstatt  Joh. Valentin Merkel aus Schmalkalden malte den Wolkenhimmel, Marmorspiegel mit Girlanden und Muschelwerk sowie die Brüstungsfelder der Emporen bunt aus, für 110 Taler. Von diesen Malereien sind heute noch Wolkenmimmel und Marmorspiegel mit Girlanden und Muschelwerk zu sehen. Im Altarraum befanden sich die Stände für den Pfarrer, die reformierten Kirchenältesten, die lutherischen Kirchenältesten sowie der Stand für den Berggegenschreiber Kleyensteuber. In späterer Zeit ist der letzt genannte der Stand der Berggewerke. Die Mommeler Gewerke (Bergbauunternehmer) spendeten zum Kirchenbau 25 Taler, daraus leiteten sie später das Recht ab der erwähnte Stand sei für die Berggewerke erbaut.  1760 führt diese Auffassung zu einem heftigen Streit zwischen Pfarrer und den Gewerken wer den Stand betreten darf (über 4Jahre). Im Verlauf dieser Auseinandersetzung wurde das jetzt noch vorhandene Schild angebracht. Es zeigt einen Bergmann und einen Eisenschmied in ihrer Arbeitskleidung. Bis 1763/64 hatte die Kanzel ihren Platz am südlichen Pfeiler auf den Stufen zum Altarraum und die Empore der Friedhofseite reichte nur bis zum zweiten Pfeiler von vorne. Dieses innere Erscheinungsbild der Kirche zu ihrer Erbauungszeit erschließt sich bei genauer Betrachtung des jetzigen Zustandes. Die südliche Emporenseite (Friedhofseite) hat eine andere Pfeilerstellung als die nördliche (Dorfseite). Das letzte Teilstück ist um einiges länger als der gegenüberliegende Teil. Auf der ersten Stufe zum Altarraum ist in diese ein Stein nachträglich eingesetzt. Am Pfeiler daneben finden wir in ungefähr 2 m Höhe Reste einer Holzkonstruktion, an der Wand gegenüber ist im Putz der Verlauf einer Treppe zu erkennen. In den vorhandenen Schalldeckel wurde in eine Ecke ein Stück später eingesetzt. Diese ausgesparte Ecke passt in ihrer Form genau an die Kante des ersten Pfeilers. Einen schriftlicher Beweis dieser Feststellungen brachte erst das Lesen der Ständebücher für die Kirche Floh von 1714. Dieses beginnt: „Von der Cantzel im 1. Stuhl haben zu sitzen“. Es folgen weitere 15 Stühle, 1 Stuhl ist eine Bank mit 8 Sitzen. Es folgt dann: “Von der Chor Kirch Thür an auf der anderen Seite im ersten Stuhl hat zu sitzen”. Es folgen 10 Stühle mit jeweils 5 Sitzen da hier eine Treppe auf die Empore führte. Weiter ist zu lesen: “Von der anderen Kirchthür (große nördliche Tür) an hat im 1. Stuhl zu sitzen.. es folgen 8 Stühle.” Diese Auflistung ist eine Reservierung der Plätze für Frauen gegen Entgeld und zeigt die Raumeinteilung der Kirche aus dem Jahr 1714. Die Kanzel wurde über eine Treppe an der Südwand und eine kurze Bühne erreicht. Wenn die Maße des Schalldeckels an den erwähnten Pfeiler gelegt werden, kommt man als Mitte auf den eingesetzten Stein der Altarraumstufe.Vor dieser Kanzel befindet sich eine Grabstelle die jetzt nur noch durch die Abdeckung erkennbar ist. Wer hier bestattet wurde, ist im Verlauf der Jahre in Vergessenheit geraten. Im März 2012 wurde im Thüringer Hausfreund aus dem Jahre 1887 folgendes gefunden: Eine Grabinschrift in der Kirche zu Floh: “Hic sub laetae  resurrectionis …”, zu deutsch: “In Hoffnung auf eine fröhliche Auferstehung ist hierunter begraben Anna Maria Och, des Franziskus Och Ehefrau, geboren in Brotterode am 23. Oktober 1697 … wurde glückliche Gattin am 12.August 1715, und entschlief am 25. November 1725 mittags 12 Uhr.” Anna Maria war Mutter von 3 kleinen Kindern und die Tochter des Amtsschultheißen Johannes Stamm in Brotterode. Franziskus Och ist der Enkel von Pfr. Nöding und dessen Nachfolger als Seelsorger in Floh. Im Kirchenbuch ist dies bezeugt durch den Eintrag: “… in der Kirch durch Teilname zahlreichen Volks beerdigt … 1740  läßt der Bergvogt Joh. Conrad Kleynsteuber für seine weibl. Familie an der Stelle des Kanzelaufgangs einen Neuen Stuhl auf teils eigene Kosten errichten.” Ob die Kanzel versetzt wurde oder nur der Aufgang zu dieser, konnte nicht ermittelt werden. 1763/64 wurden die südlichen Emporen zu ihrer heutigen Größe verlängert, das belegt die eingestemmte Jahreszahl “1764” in der Emporenbrüstung am ersten Pfeiler. Teile des alten Emporenabschlusses wurden wieder verwendet, zu sehen an der Profilierung der Hölzer und die Art des Einbaus in den neuen Abschluss. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Kanzel  an den Ostabschluss des Altarraums auf ein Sakristeigehäuse in reduzierter Größe gesetzt  und die Bänke (rechts) der Frauen bis zum Altarraum um 3 Reihen erweitert. Der Kanzelkorb hatte ursprünglich fünf Felder mit Schnitzwerk und ein offenes Feld als Zugang. Heute zeigt er sich mit drei Feldern und die zwei übrigen Schnitzwerke wurden am Sakristeigehäuse rechts und links angebracht. “1712 hat Jacob Erdinger aus Schmalkalden für … Verfertigung dieses Predigtstuhls 40 Taler erhalten.” Das an der Kanzel befindliche Wappen ist das des damals regierenten Landgrafen Carl von Hessen. Ob die Form des Kanzelunterbaues, wie er sich heute präsentiert, aus dieser Zeit stammt, ist nicht gesichert, da Paul Weber 1913 von einem unschönen Kanzelgehäuse aus dem 19. Jahrhundert schreibt. In den Belegen zum Kirchenbau finden sich Ausgaben für einen Orgelbauer aus Ernstroda, “auch wurde ein Contrakt mit ihm abgeschlossen doch wurde dieser nicht verwircklicht, er erhält nur einen geringen Geldbetrag für gehabte Mühwaldung”.

Am 29.März 1712 schließt die Gemeinde Floh mit dem Orgelbauer Johannes Röder aus Weidebrunn einen neuen Vertrag . Er muss die Orgel aus der alten Kirche in  die Neue setzen und so bauen das sie später erweitert werden kann, 1713 baut er ein Pedalwerk ein sowie ein Klavier für das Manual. Auch musste die Orgel so aufgestellt werden, dass der Lehrer davor stehen konnte um sie zu spielen. Die erste Orgel scheint  nicht zur Zufriedenheit der Gemeinde  gewesen zu sein, trotz Umbauten um 1730.  Wahrscheinlich  ist 1733 die Orgelempore (der sog. Singchor) geändert worden. Man findet an der Brüstung darunter eine eingestemmte 1733, auch ist dabei die Brüstung in  Bogenform eingebaut worden. Eine neue, größere Orgel wurde auf einen nun vergrößerten Singchor (Orgelempore) 1788/89 durch Joh. Oesterreich aus Oberbimbach in Hessen gesetzt. Diese Orgel mit 27 Registern wurde 2008 restauriert und erfreut mit ihrem Klang die Zuhörer auch nach über 200 Jahren. Einzelheiten zu dieser Orgel findet man in einer Broschüre die anlässlich der Restaurierung  herausgegeben wurde. Im Verlauf dieser Arbeiten konnte der ursprüngliche gerade Abschluss der Empore festgestellt werden. Diese Restaurierung kostete 130.000 Euro wovon weit über die Hälfte aus Spendenmitteln der Kirchengemeinde kam.

Eine Kirchenrenovierung im Jahre 1863 bringt radikale Änderungen im inneren Erscheinungsbild der Kirche. Der Kirchenhimmel erhält einen Kalkputz, der leicht bläulich über der Orgel  beginnend, in Richtung Kanzel blasser werdend gestrichen wird. Um eine Rissbildung des Putzes auf der Lattung zu verhindern, wurden Schweineborsten beigemischt. Die Wände mit Kalkweiß, unter Beimischung von gebrannten Ocker und Umbra, und die Holzteile mit Ölfarbe ebenfalls weiß gestrichen. Bestimmte Stellen der Orgel, der Emporen und des Schalldeckels der Kanzel wurden echt vergoldet, diese Vergoldung ist heute noch vorhanden. In den Emporenfeldern wurden Rossetten angebracht. Die Renovierung führte Adam Valentin Ullrich (Pfötsch, er wohnte in der Pfötschegass, 2012 Gartenstr. 23) aus Floh durch. Aus dem vorhandenen Kontrakt geht die Beschaffenheit des Putzes, die Form der Lattung und der Nägel präzise hervor. In den Gemeinderechnungen für 1863 bei den Ausgaben: “Adam Valentin Ullrich erh. insg. 478 Taler für Weisbinderarbeit i.d. Kirche; der Bildhauer Ernst Nader für Vergoldung und Anstrich 177 Taler; Wilhelm Werner 115 Taler für Schreinerarbeit; G.W. Fräbel Struth 57 Taler für Schreinerarbeit; F. Friedrich für Ausbessern des Turms 11 Taler; Georg Eberhardt für Glaserarbeit 15 Taler; Jacob Weisheit u. Cons. für Weisbinderarbeit u. Streichen der Türen 19 Taler; dem Friedrich Hilpert (Orgelbauer u. Bürgemeister) für Reperatur der Orgel 39 Taler; die Frau des Michael Eisenacher u. Cons. erhält für Reinigung der Kirche 8 Silbergroschen.” Bei dieser Kirchenrenovierung wurden zwei Dachluken , zu den zwei von 1713 über dem Singchor eingebaut. Die Stände im Altarraum hatten bis dahin Schiebegitter, was einen gewissen Sichtschutz  bot. Auf Drängen von Pfr. Kümmel wurden die “… einem Vogelkäfig ähnelten Gitter an den Chorständen … 1863 beseitigt.”

Zu Beginn der 1930iger Jahre wurden Überlegungen über eine Heizung der Kirche  in Erwägung gezogen: 1. der Anbau eines Heizhauses an die Südseite der Kirche für eine Schwerkraftheizung (Zeichnung dazu noch vorhanden) und 2. Einbau einer elektrischen Fußheizung (Angebot noch vorhanden). Im Anschluss sollte eine Innenrenovierung der Kirche erfolgen. Der 2. Weltkrieg machte diese Pläne zunichte. Die Kirche blieb bis 1954 unverändert in ihrem inneren Aussehen. Die große Spendenbereitschaft der Gemeinde beim Beschaffen der Glocken bewog den Kirchenvorstand, voran Pfr. Veigel eine Innenrenovierung in Angriff zu nehmen. Bei  den Vorbereitungen zu dieser Renovierung wurde die farbige Bemalung entdeckt. Man entschied sich, die ursprüngliche Bemalung des Kirchenhimmels frei zu legen, zu restaurieren und die übrigen Teile dementsprechend anzupassen. Durchgeführt wurden diese Arbeiten unter Leitung von Herrn Lewecke aus Halle und seinen Mitarbeitern. Die Fußböden der Emporen wurden komplett erneuert, die Orgelempore um ein Brüstungsfeld zurück verlegt und die Stützen für die alte Orgelempore entfernt. Im Verlauf des 2. Weltkrieges waren für gefallene oder vermisste Soldaten Gedächtniskränze an den Emporen aufgehängt worden. Diese wurden wieder entfernt, gegen den Widerstand der Betroffenen. Die Treppe von der ersten Empore in den Altarraum  mit dem darunter befindlichen Kirchenstand wurden ebenfalls entfernt. Der Verschlag für die Bälge zur Orgel, da nicht mehr nötig, machte Platz für 3 Reihen Männerbänke. Eine schlicht gehaltene Beleuchtung ersetzte die wohl um 1910 angebrachte erste elektrische Beleuchtung der Kirche. Die so entstandene Fassung der Kirche ist bis heute zu betrachten. Alles in allem kostete diese Renovierung ca. 30.000 DM-Ost, wovon der Staat 4000, die pol. Gemeinde 3000 und der Kirchenkreis 4000 DM-Ost beitrugen. Ein dringender Wunsch vieler Gemeindeglieder ging 1967 in Erfüllung: Das alte und enge Frauengestühl wurde durch ein neues und bequemeres ersetzt, mit gleichzeitigem Einbau eines neuen Fußbodens und einer elektrischen Fußheizung. Diese Heizung ist in ihrer Art die gleiche wie 1934 schon angeboten.

Zu den Glocken unserer Kirche gibt es  folgende Nachrichten aus den Gemeinde – und Kirchenbaurechnung: “1713 erhält Mstr. Paul Peter 8 Taler für … Abnehmen der alten Glocken und in die neue Kirch zu bringen, den neuen Glockenstand zu verfertigen und verschiedene Arbeiten … Wilhelm u.Heinrich Bittorf aus Seligenthal erhalten für 2 Glocken so 1865 gegossen 895 Taler, der Schmied Werner Hepp für Beschlag der mittleren Glocke 14 Taler. David Simon für einen neuen Glockenstuhl 423 Taler und für Brücken des Glockenstuhls erhält Friedrich Kolb 10 Taler.” Dieser Glockenstuhl ist eine solide Zimmermannsarbeit aus Eiche und tut auch 2012 noch seinen Dienst. In diesen Glockenstuhl wurde ein Glockenhängeapparat für 82 Taler eingebaut. Er bestand aus jeweils zwei Zahnstangen und zwei ovalen Zahnrädern pro Glocke. Diese Konstruktion bewirkt ein Hin-Und-Her-Wälzen der Glocken was zu einer erheblichen Verminderung der Zug- und Schubkräfte führt, die beim Läuten entstehen und auf den Turm einwirken. Durch das ovale Zahnrad wird der Drehpunkt der Glocke tiefer gesetzt, was zu dem erwähnten Effekt führt und es ermöglichte größere Glocken aufzuhängen. Durch den Einsatz von gekröpften Jochen konnte auf diese oft reparaturanfällige Aufhängung  verzichtet werden. In diesem Zusammenhang wurden die Glocken im Turm ein Stockwerk höher, in den achteckigen Teil gebracht. Die Hölzer des alten Glockenstuhls wurden als Verstärkung der Geschoßdecke verwendet. 1868 springt die mittlere Glocke und wird von Ullrich in  Apolda 1869 neu gegossen. Anhand der vorhandenen Daten hat Bittorf die große und die kleine und Ullrich die mittlere gegossen. Demnach waren bereits vor diesen Arbeiten schon 4 Glocken im Turm vorhanden. Aus einem Schreiben des Schultheißen Eisenacher von 1803 an das Konsistorium in Kassel geht hervor, dass vor 1800 Glocken angeschafft wurden. Die vierte Glocke ist das sogenannte Klängele oder auch Totenglöckchen, welches noch aus der alten Kirche stammt und 1713 in die neue Kirche gehängt wurde. 1917 müssen zwei Glocken, die kleine Bittorf Glocke und die von Ullrich gegossene und die Prospektpfeifen der Orgel zu Kriegszwecken abgeliefert werden. Die Orgelpfeifen werden 1919 durch Zinnpfeifen ersetzt und 2 neue Glocken gießt die Firma Störmer in Erfurt. 1944 Abgabe von drei Glocken, die große Glocke von Bittorf 1865, die mittlere von Störmer 1920 gegossene und das sog. Klängele welches 1613 von Moehrink, Erfurt, gegossen wurde. Als Geschenk einer hessischen Gemeinde kommt 1953 ein neues Klängele in den Turm unserer Kirche. Durch die große Spendenbereitschaft der Einwohner von Floh werden drei Hartguss-Glocken für die Kirche Floh 1953 durch Schilling (Apolda) gegossen und begleiten seither die Gemeinde in Freud und Leid. Die einzelnen Töne der Glocken wurden von Pfr. Veigel im Voraus festgelegt, dadurch können die Glocken beim Läuten beliebig miteinander kombiniert werden. Es ergibt sich immer ein guter Klang. Es hat Jubilate, die große Glocke ein Gis, Kantate die mittlere, auch 11-Uhr-Glocke genannt, ein h und Rogate, die kleine Glocke, ein cis.

Was wäre ein Kirchturm ohne Uhr? Lange Zeit war die Kirchturmuhr für viele Einwohner der einzige Zeitmesser und so von größter Wichtigkeit. Zur Zeit ist das dritte Uhrwerk im Turm, und zeigt seit über 100 Jahren zuverlässig, was die Stunde geschlagen hat. 1712 erhält Meister Malschen Lohn für “… die Uhr in den Neuen Turm zu setzen … (laut Belegen zur Kirchenbaurechnung ist es die Uhr aus der alten Kirche) … und der Schieferdecker vor Zeigerbrett zu malen und anzuschlagen 7 Taler … 1801 baut der Groß Uhr Macher Meister Göcking aus Brotterode eine neue Uhr in den Turm. Die Uhr kostet 201 Taler plus 24 Tlr. Zehrungskosten für Meister und Gesellen beim Gastwirt Martin Eberhardt in Floh (2012 Gasthaus Höhnberg). Für den Stand oder Gerüst worauf die Uhr steht an Moritz Peter 12 Taler. Der Schmied Caspar Ullrich erhält 9 Taler.” Diese Uhr befand sich auf einer Zwischendecke des 1. Turmgeschosses über dem Glockenstuhl. Hinter dem noch heute sichtbaren kleinen Fenster der Straßenseite des Turms stand das Uhrwerk. Diese Uhr schlug die Viertelstunde und die volle Stunde zweimal. Das auch jetzt noch sichtbare Zifferblatt der Uhr muss damals an den Turm gekommen sein, es sind in der Rechnung Kosten für “… Weissblech für Lettern zur Uhr … mit einem Durchmesser von 2,56 m weithin sichtbar.” 1898 setzt Friedrich Dellith aus Schmalkalden das jetzige Uhrwerk der Firma  F.A. Benes aus Hildesheim in den Turm für 1.105 Mark und Georg Wilhelm Anding fertigt für 158 Mark den Uhrschrank. Diese Uhr ist mit einfachem Viertel und Stundenschlag ausgestattet und muss einmal wöchentlich aufgezogen werden. Der Viertelschlag erfolgt auf das Klängele und die Stunde auf die große Glocke. Von 1942 bis 1953 erfolgte der Stundenschlag wegen der fehlenden Glocke auf einer Radfelge. Auf Grund der exponierten Lage des Kirchturms sind  an diesem Teil des Kirchengebäudes oft Reparaturen nötig.

1990 zeigte die Wetterfahne die Windrichtung nicht mehr an, sie war durch einen Sturm schwer beschädigt worden. Eine Überprüfung  des Turmes zeigte starke Mängel am Zifferblatt, Turmknopf und Wetterfahne, sodass alle Teile abgenommen wurden. „1711 hatte Mstr. Joh. Georg Stieffel für einen kupfernen Knopf so auf den Turm kommen 15 Taler erhalten … Herr Spielhausen aus Schmalkalden erhält 1712 für Blech und Gold zum Kirchenknopf 25 Taler…“. Zifferblatt und Wetterfahne stellte man aus rostfreiem Material her und wurden neu vergoldet ebenso die Turmkugel.  Die Wetterfahne wurde auf speziellen Glaskugeln drehbar gelagert. Am Kirmessonntag 1991 wurde alles wieder nach einem Festgottesdienst am Turm angebracht. Erwähnt sei hier, dass diese Arbeiten ohne Gerüst erfolgten, mit Hilfe von Bergsteigertechnik durch die Firma Bennert aus Hopfgarten bei Erfurt. Für die Jahre: 1826, 1849, 1890, 1905, 1931 und 1957 sind Knopfabnahmen aufgezeichnet, 1957 durch Oeser Brotterode. Die Firma Bennert erneuert 2004 mit Bleiblech den Laternenboden und die bis dahin verblechten Aufrichter werden verschiefert.

1998 wurde durch Zufall ein Wasserschaden am Sparren des ersten Seitengrats der Friedhofseite des Kirchendaches entdeckt. Eine einfache Reparatur durch einen Dachdecker war nicht mehr möglich, da der Schaden zu groß war. Daraufhin wurde der Dachstuhl durch den Holzgutachter Herrn Mathias Voigt aus Leipzig einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Es wurde gemeiner Hausschwamm und anderer Holzschädlingsbefall in großen Umfang festgestellt. Der Dachstuhl unseres Gotteshauses wurde 2000/01 einer dringenden kompletten Sanierung unterzogen. Es stellte sich dabei heraus  das eine Reparatur von Teilen des Dachstuhls im Jahre 1931 nicht sachgemäß ausgeführt waren. Die damals eingesetzten Holzteile waren vom Schwamm 1999 stark zerfressen. Die größten Schwammschäden wurden am Aufgang zum Turm auf der nördlichen Seite gefunden, bis an die erste Dachgaupe. Der Schwamm hatte schon Teile der Mauerkrone erfasst. Es war höchste Eile geboten, um weitere Schäden zu vermeiden. Die Schwellen auf der Mauerkrone wurden zu 90% durch eichene Schwellen ersetzt (auf Bleiblech gelegt), schadhafte Aufschieblinge ausgetauscht, alle befallenen Holzteile 1,5 m über der Schadstelle abgeschnitten und wieder angelengt, die Sparren an den ersten Graten komplett ausgetauscht. Da die größten Schäden mit im Bereich der Dachgaupen waren und zu deren Einbau 1713 und 1865 auch Windversteifungen im Dachstuhl durchtrennt wurden, war ein Rückbau derselben erforderlich. Das Dach wurde mit neuen Ziegeln in rot eingedeckt. Die 1931 auf das Dach gekommenen Ziegeln konnten nicht wieder verwendet werden, da sie zum großen Teil schadhaft waren. Diese Ziegel von 1931 galten in ihrer Form und Farbe als Sakralziegel. Sie hatten die Dacheindeckung aus dem Jahre 1712 abgelöst (9850 Pfannen der Ziegelei Kleimenhagen in Frauenbreitungen für 78 Taler). Ebenfalls wurde eine neue Dachrinne aus Kupferblech  angebracht. Um den Schwammbefall wirksam zu beseitigen, musste 1 m von der oberen Mauerkante der Putz entfernt werden, um eventuelle Schwammschäden zu erkennen. Dadurch machte sich eine anschließende Innenrenovierung erforderlich. Der vorgegebene Kostenrahmen von 450.000 DM konnte eingehalten werden. Es ist bei diesen Baumaßnahmen zu bedenken, dass der Neubau des Gemeindehauses über 1 Mio. DM kostete, in den Jahren 1998/99. Am 9.12.2001 (2.Advent) konnte die Kirche wieder feierlich eingeweiht werden.

Im Gegensatz zu ihrem Inneren ist die Pfarrkirche Floh seit Ihrer Erbauung im Äußeren schlicht geblieben. Die gotisierenden Fester, der polygonale Chorschluss  und das steile Dach sind Nachklänge der vergangenen Gotik. Die Kirche ist eine der sog. Karlskirchen im Übergang des Barock zum Rokoko. Der markanteste äußere Schmuck ist das Westportal mit dem Ehewappen des Landgrafen Carl v. Hessen-Kassel und seiner Frau Maria Amalie Prinzessin v. Kurland. Dieses Wappen schuf Joh. Adam Erdinger, Sohn des Jacob Erdinger. Zwischen Portal und Wappen war zu lesen: Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit! Über diesem Portal in der obersten Fensterzone an einem querovalen Fenster finden sich die Initialen “1-7-11-H-S” für Hans Scheuber 1711. Hans Scheuber wurde in Reichenbach geboren, heiratete eine geb. Endter aus Floh und war wohnhaft zu Seligenthal. In der Nordseite (Dorfseite) ist mit dem mittleren Portal der sog. Weibereingang der Kirche. Er ist geschmückt mit einem Giebelfeld, in dem eine aufgehende Sonne mit Strahlenkranz aufgemalt ist. Er ist 2012 überstrichen und soll wiederhergestellt werden. Innen vor dieser Tür war vor dem Einbau des neuen Gestühls ein Gang zwischen den Kirchenbänken. Über der Tür war Außen zu lesen: “Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause des Herrn gehst, und komme, um zu hören!” Aus dem Kontrakt mit Erdinger ist ersichtlich, dass er Schriften über die Türen einmeißeln sollte. Eine kleine Tür führt am Beginn des Chorraums in diesen, gestaltet wie die vorhergehende. Der Spruch lautet: “Wie lieblich ist hier diese Stätte, wo Gott dein Wort verkündigt wird. Hilf Gott, das jeder sie betrete, Befolgt was hier gepredigt wird!”

Mit den hier zusammen getragenen Daten soll eine Vorstellung vermittelt werden, wie im Verlauf von 300 Jahren die Kirche von Floh umgestaltet und erhalten wurde. Wenn man diese Kirche genau betrachtet, ist das Bemühen aller, die daran mitgewirkt haben, um Ausgewogenheit, Harmonie und schlichte Schönheit nicht zu verkennen. Dies geschah in erster Linie zur Ehre Gottes. Es war aber auch eine gewisse Art der Selbstdarstellung der Gemeinde. Die aufzubringenden Kosten waren dabei scheinbar kein Hindernis. Eine geplante Außenrenovierung konnte aus verschiedenen Gründen noch nicht verwirklicht werden, vieleicht soll es so sein. Schenke Gott das auch in Zukunft Frauen und  Männer sich für die Erhaltung dieser Kirche einsetzen. Sie ist nicht nur ein Haus, wo Gottes Wort verkündet wird, sondern für viele der Fixpunkt für ihre Herkunft und ihr zuhause.

Anlässlich des 300jährigen Jubiläums der Pfarrkirche Floh zusammen gestellt von Rainer Erbe, im März 2012.

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