Ursprünglich stand in der Nähe der heutigen Kirche eine kleine Wallfahrtskirche aus Stein, die Ende des 17. Jahrhunderts verfallen war und nicht mehr ausreichte.
1687 wurde deshalb unter der Leitung des Oberförsters Michael Kehr und unter der Bauleitung von Hans Scheuber aus Seligenthal und C. Nick aus Tirol der Neubau begonnen.
Nach elf Jahren (1698) wurden die Bauarbeiten abgeschlossen. Es fehlte noch der Turm und die Kirche war innen schlicht eingerichtet. Eine kleine Orgel, sowie eine Glocke (die als kleinste Glocke noch auf dem Turm hängt) wurden aus der alten Kirche übernommen. Aus der alten Kirche stammt auch der Opferstock neben dem Hauptportal.
Der Kirchenbau wurde zu einem großen Teil aus Spenden der Seligenthaler und der Nachbargemeinden, sowie durch eine Kollekte in Hessen finanziert. Die Seligenthaler Kirche ist eine der schönsten „Karlskirchen“, d. h. der Kirchen, die unter der Regentschaft Karl d. I. gebaut in Hessen wurden
1720 wurde der Turm gebaut mit einem Glockenstuhl für drei Glocken, eine Uhr angebracht und das Dach der Kirche umgedeckt.
52 Jahre nach dem Bau der Kirche führte man eine grundlegende Renovierung durch. Aus Rechnungen wissen wir über die Renovierung gut Bescheid: Die Emporen wurden vergrößert zu ihrer heutigen Gestalt, die Kanzel in die Mitte gerückt und der Altarraum erhöht. Damals befanden sich in der Kirche viele „Kirchenstände“, die verschließbar waren und deren Plätze verkauft wurden, um so eine zusätzliche Einnahme zu Kirchenerhaltung zu haben. Es gab einen Oberförster-, den Bergwerk-, Heiligenmeister-(=Küster), Kirchenältesten-, Pfarrer-, Schul-, sowie einen Lutherstand mit Lutherbüste.
Bei der Renovierung wurden die Säulen verkleidet und bunt bemalt. In dieser Zeit hat man den Maler und Ratsherrn Valentin Merkel aus Schmalkalden 21 Bilder für den Kirchenhimmel malen lassen. Sie erzählen und predigen zum Teil recht eigenwillig und sehr aussagekräftig wichtige Texte aus dem Neuen Testament. Die Leinwand hat man gekauft oder anfertigen lassen. Schmalkalder Tischler fertigten die Rahmen an und mit ungefähr 3500 handgeschmiedeten Nägeln wurde die Leinwand auf dem Holz befestigt. Die Bilder kosteten damals 245 Reichstaler (Goldtaler).
Zuletzt sind die Emporen mit 42 Bildern zu alttestamentlichen Erzählungen versehen worden. Einen aus Schmalkalden stammenden Orgelprospekt hat man eingebaut. Nach der Renovierung war die Kirche sehr farbenprächtig und mit viel Gold verziert. Sie muss einem Schloss-Saal geglichen haben.
1873 hat man die Kirche erneut grundlegend restauriert. Leider hat man damals viel verdorben. Vieles wurde einfach überstrichen, dass sogar die feinen Schnitzarbeiten an der Kanzel verschwanden. Anlass der Renovierung war der Einbau einer neuen Orgel, die in Seligenthal von der berühmten Orgelbaufirma Peternell gefertigt wurde. Die Firma Peternell benutzte Teile der alten Orgel und schuf einen großartigen romantischen Klangkörper. Eine Besonderheit der Orgel ist das dritte Manual – ein stimmbares Harmonium. Wesentliche Teile der Orgel sind noch original. Leider wurden die wertvollen Zungenregister in den 50-iger Jahren dieses Jahrhunderts ausgebaut und der Klang der Orgel stark verändert. Ca. 40% der Pfeifen wurden 1997/98 nachgebaut, so dass die Orgel jetzt wieder das Klangbild hat, das ihr von den Gebrüdern Peternell gegeben wurde. Der Klang der größten erhaltenen Peternell – Orgel ist einzigartig.
Der Altar war ursprünglich mit Tüchern verhangen. Als 1933 die reformierten und lutherischen Gemeindeteile zur „evangelischen“ Kirchengemeinde zusammengeschlossen wurden (in Floh war die reformierte Kirche – ohne Bilder), wurde er aufgedeckt und die Gestalt des Tisches wurde sichtbar, um den sich die Gemeinde versammelt.
Bemerkenswert sind in unserer Kirche noch die beiden Grabsteine des Oberförsters Kehr und von Frau Magdalena Kehr in der Nordwestecke der Kirche. Wie der Taufstein im Chorraum sind sie gute Barockarbeiten.
Seit 1991 haben wir eine umfangreiche und grundhafte Restaurierung der Kirche begonnen. Das Dach wurde neu gedeckt und die Fassade restauriert. Innen erhielten die Wände einen neuen Anstrich, die Bänke wurden überarbeitet, gestrichen.
Alle Decken-Bilder mussten abgenommen und restauriert werden, damit wir sie für die kommenden Generationen erhalten.
Die Notsicherung je eines Deckenbildes hat ca. 18.000 € gekostet. Dazu sind noch die Kosten für die Aufhängung gekommen. Mittlerweile sind alle Bilder fertiggestellt und an der Decke angebracht.
Die Kirche in Seligenthal ist eine der schönsten Kirchen des Kirchenkreises Schmalkalden. Sie ist besonders sehenswert, weil die Innengestaltung (auch das Gestühl) aus der Mitte des 18. Jahrhunderts noch vollständig erhalten ist.
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