Die Böhm-Orgel in Struth-Helmershof
Im Juni 2015 haben wir mit einem feierlichen Orgelkonzert das 30jährige Jubiläum unserer Kirchenorgel in Struth-Helmershof gefeiert. Im Frühjahr 1985 wurde die Orgel in einem Konzertgottesdienst eingeweiht. 1989 schrieb Dekan Alfred Schreiber in seine Niederschrift für den Turmkopf der Struther Kirche über die Orgel:
„Unsere neue Orgel haben wir seit 4 Jahren, sie wurde von der Firma Böhm, Gotha erstellt und kostete ca. 100.000 Mark ohne die freiwilligen Arbeitseinsätze. Sie hat ein sehr gutes Werk, 18 Register auf 2 Manualen und Pedal. Das alte Orgelgehäuse von 1770 ließ Herr Münster in den Schnitzereien ergänzen und hat es kunstvoll restauriert. – Im Sommer haben wir auch Orgelkonzerte auswärtiger Organisten (der Organist der Matthiaskirche auf der Fischerbastei in Budapest, B. Hock, gab schon ein Konzert bei uns). Nur leider sind unsere Gemeindeglieder wenig für Orgelmusik zu begeistern, die Urlauber müssen einen Teil der Besucher stellen. Die Orgel spielen jetzt monatlich im Wechsel Frau Christine Weisheit, geb. Frank und Herr Bernhard Weisheit.“
Man kann sagen, dass die Struther einiges an Geduld aufbringen mussten, bis sie endlich eine neue Orgel bekamen. Dieses Projekt ging über viele Jahre, dass die Firma Böhm eine neue Orgel bauen sollte. Das Problem war das Zinn, das für die Orgelpfeifen benötigt wurde. Die alten Zinnpfeifen wurden zwar eingeschmolzen, aber das reichte nicht.
Am Ostermontag 1984 war es dann soweit: Die alte Orgel wurde abgebaut. Das war damals am Ostermontag gut möglich, denn in der DDR war das ja kein Feiertag. Von der alten Orgel ist nur der Prospekt erhalten geblieben, der aufwendig restauriert wurde. Außerdem behielt man den Windmotor und das Gebläse, die noch gut in Schuss waren.
Der Kirchenvorstand war froh, dass die Arbeiten nun endlich losgingen. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn am Sonntag nach Ostern war der Sonntag Quasimodogeniti, wo die Konfirmation anstand. In diese Not konnte der damalige Kirchenkreiskantor Bernd Gannot Abhilfe schaffen mit einer Elektroorgel, die er am Freitagnachmittag in der Kirche aufbaute, und die schon bald von Bernhard Weisheit gespielt wurde.
Neben den Arbeiten durch die Firma Böhm aus Gotha mussten aus der Gemeinde und vom Kirchenvorstand etliche freiwillige Arbeitsstunden aufgebracht werden. In Eigenleistung wurden die alten Holzpfeifen ausgebaut und am Gehäuse musste vieles verändert und stabilisiert werden, damit die neue Orgel Platz hatte. Alleine das Bohren derneuen Löcher in das Mauerwerk zur Befestigung dauerte Tage, weil man keine Schlagbohrmaschine beischaffen konnte.
Im Herbst 1984 wurde dann die neue Orgel eingebaut, innerhalb von 14 Tagen. Aber wer jetzt dachte, dass das neue Instrument nun zur Verfügung stehen würde, der irrte sich, denn die Orgel musste natürlich noch gestimmt werden. Bevor man sie jedoch stimmen konnte, musste sie erst einmal in der Kirche überwintern. Dann im Frühjahr 1985 konnte sie endlich gestimmt werden. Das hat über 10 Wochen gedauert. Aber auch diesmal mussten die Struther noch etwas Geduld aufbringen: Bevor die Orgel im Gottesdienst zum Einsatz kommen konnte, musste sie noch abgenommen werden. Das übernahm der Kirchenmusikdirektor Lahr aus Ilemnau, denn unser Kirchenkreis war ja damals vorübergehend der Thüringischen Landeskirche angegliedert. Dann endlich zwei Wochen später wurde die Einweihung gefeiert in einem Konzertgottesdienst am Mittag bei schönem Wetter. Anschließend wurde beim „Kleinen Wirt“ (heute: „Thüringer Hof“) noch zum Kaffeetrinken eingeladen.
Heute befindet sich die Orgel nach wie vor in einem guten Zustand. Was nicht zuletzt daran liegt, dass sie jedes Jahr sorgfältig gewartet wird von der Orgelbau GmbH aus Waltershausen.
Auszug aus einem Vortrag von Pfarrer Chr. Brandt anlässlich des Orgeljubiläums am 20. Juni 2016